Kritik an Justiz­reform zum illegalen Glücks­spiel in Deutschland

Posted on: 01/01/2024, 05:00h. 

Last updated on: 29/12/2023, 11:16h.

In Deutschland wird illegales Glücksspiel durch den Glücksspielstaatsvertrag und das Strafgesetzbuch geahndet. Eine Reform des Justizministeriums sieht die Streichung der entsprechenden Paragrafen im Strafgesetzbuch vor. Dagegen mehrt sich Kritik aus Reihen der Polizei und des Suchtbeauftragten der Bundesregierung.

Paragrafen, Roulette
Die Kritiker befürchten steigende Kriminalit?t (Bild: casino.org)

Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezeichneten die Streichung der Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch als hochproblematisch. So zeige die Praxis, dass meist erst strafrechtlich relevante Ergebnisse beim illegalen Glücksspiel vorl?gen, ehe unter anderem steuerrechtliche Aspekte verfolgt würden.

Darüber hinaus sei illegales Glücksspiel eng mit der organisierten Kriminalit?t verknüpft. Dies führe zu einer Begleitkriminalit?t wie der Erpressung s?umiger Spieler oder Gewaltdelikten. All dies seien F?lle, die strafrechtlich relevant seien.

In den Eckpunkten der Justizreform des Ministeriums wird in Bezug auf illegales Glücksspiel in Deutschland festgehalten:

§ 284 ff StGB – Unerlaubtes Glücksspiel: Da entsprechende Verst??e gem. § 28a des Glücksspielstaatsvertrages der L?nder geahndet werden k?nnen, sollen die §§ 284 bis 287 StGB aufgehoben werden. Eine Strafbarkeit verbleibt bei Manipulation des Spiels wegen Betrugs (§ 263 StGB).

Der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke erkl?rte gegenüber der dpa, dass der Bundesjustizminister bei diesem sensiblen Thema keinen Alleingang wagen dürfe. Stattdessen müssten vor einem ersten Entwurf Experten angeh?rt und die Bundesl?nder beteiligt werden.

Die Beamten befürchten, dass illegales Glücksspiel in Deutschland künftig nur noch als Ordnungswidrigkeit geahndet werden k?nne. Hinzukomme die Gefahr, dass Beh?rden unerlaubtes Spiel seltener entdeckten und die Ordnungs?mter mit den Kontrollen v?llig überfordert w?ren.

Auch der Suchtbeauftragte warnt

Bereits vor einigen Wochen hatte Burkhard Blienert, der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, die Reform ebenfalls kritisch bewertet. Blienert warnte vor einer Ausbreitung der organisierten Kriminalit?t in Deutschland.

Laut Medienberichten habe Blienert beim Justizminister Marco Buschmann gegen die Reform protestiert. Demnach habe er geschrieben:

Die von Ihnen vorgeschlagene ersatzlose Streichung der Strafbarkeit des illegalen Glücksspielangebotes kann ich hingegen in keiner Weise nachvollziehen und bitte dringend, von dieser Idee Abstand zu nehmen.

Der Suchtbeauftragte schlug vor, die entsprechenden Paragrafen zu pr?zisieren, anstatt sie zu streichen. So k?nne das Gesetz beispielsweise auf Anbieter aus dem Ausland ausgeweitet werden.

Ob die ?ffentliche Kritik zu einer Plan?nderung bei der Behandlung des illegalen Glücksspiels in Deutschland führt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.